Energie Eschenfelden als Leuchtturmprojekt der Energiewende
Entstehungsgeschichte des Projekts
Im November 2011 fasste der Gemeinderat Hirschbach den Beschluss für die Ortschaft Eschenfelden die Errichtung einer Nahwärmeversorgung zu prüfen. Dazu wurde ein Arbeitskreis Nahwärme gebildet, der sich aus Gemeinderatsmitgliedern, Vertretern aus der örtlichen und regionalen Wirtschaft und interessierten Bürgern zusammensetzte. Damit war von Beginn an Transparenz und Bürgernähe gewährleistet. Ziele des Arbeitskreises waren u.a. externen Sachverstand zu nutzen, aber vor allem von Beginn an die Interessen der Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt zu stellen.
Das Augenmerk lag anfangs auf einer konventionellen Hackschnitzelheizung. Machbarkeitsstudien ergaben jedoch, dass dies nicht wirtschaftlich umsetzbar wäre.
Daher wurde durch die Firma CTWe aus Henfenfeld die Möglichkeit eines Blockheizkraftwerkes vorgeschlagen. Nach Prüfung der vom Arbeitskreis maßgeblich vorbereiteten Bedarfsanalyse aller Haushalte in Eschenfelden entschied man sich für ein modernes und innovatives Blockheizkraftwerk mit Holzpelletvergaser mit dem Strom und Wärme produziert werden.
In der Vorbereitungsphase organisierte der Arbeitskreis u.a. mehrere Informationsversammlungen und Informationsfahrten in denen den Bürgerinnen und Bürgern das Projekt näher vorgestellt wurde. Es wurde die Firma Burkhardt in Mühlhausen besucht, für deren BHKW-Produkt man sich entschied (nicht zuletzt deshalb, weil bei einem Besuch in der Stadt Wunsiedel Erfahrungen aus dem Betrieb einer baugleichen Anlage ausgetauscht wurden). Dieses Engagement war Grundlage dafür, dass im September 2015 die offizielle Einweihung der Nahwärmeversorgung gefeiert werden konnte.
Realisierung
Im Mai 2014 wurde die „Energie Eschenfelden GmbH“ gegründet, die für die Finanzierung, Realisierung und den Betrieb zuständig ist. Anteilseigner sind die Firmen CTWe GmbH aus Henfenfeld und Linn High Therm GmbH aus Eschenfelden sowie die Gemeinde Hirschbach. Das Ziel der Gesellschaft ist die Erzeugung von Strom und Wärme und die sichere Versorgung der angeschlossenen Gebäude mit kostengünstiger Wärme.
Technik und Faktencheck
Letztendlich sind ca. 60 Wärmeabnehmer (d.h. mehr als 50% der Haushalte) aus Gewerbe, Kommune und Privatsektor am 3,5 km langen Nahwärmenetz angeschlossen. Die Investitionskosten für das Wärmenetz, das Energiegebäude und die Anlage selbst lagen bei ca. 1,7 Mio. €. Gefördert wurde das Projekt durch das Programm BioSol des Technologie und Förderzentrums in Straubing und durch Zuschüsse für das Wärmenetz durch das BAFA. Insbesondere das Nahwärmenetz mit einer Nutzungsdauer von mehr als 30 Jahren ist eine langfristige Investition in die Zukunft des Ortes Eschenfelden. Es ist ein bleibender Standortvorteil und beispielgebend für eine nachhaltige Energieversorgung im ländlichen Raum.
Sehr erwähnenswert ist zudem die innovative Technik. Im Holzvergaser werden die Holzpellets thermochemisch zersetzt. Das entstehende Gas wird in einem Blockheizkraftwerk verwertet. Er erzeugt dabei 180 kW elektrischen Strom. Die gleichzeitig bei der Kühlung der Anlage anfallende Wärme wird in das Wärmenetz eingespeist. Wird im Winter mehr Wärme benötigt, als das BHKW zur Verfügung stellen kann, steht ein Heizomat Biomasse-Kessel zur Verfügung. Große Pufferspeicher sorgen weiterhin dafür, dass die Wärme aus bedarfsarmen Zeiten nicht verloren geht.
Durch die Anlage werden jährlich ca. 1.850 MWh Wärme und bis zu 1.500 MWh Strom dezentral produziert. Bereits die Hälfte dieser Strommenge reicht rechnerisch für die Versorgung der Ortschaft Eschenfelden. Durch die effiziente Stromerzeugung mit Kraft-Wärme-Kopplung und die Nutzung klimaneutraler Rohstoffe werden jährlich ca. 1.500 Tonnen CO2 gegenüber konventionellen Lösungen eingespart.
Ziel der Realisierung war ebenfalls Arbeitsplätze in der Region zu fördern. Deshalb wurde beim Bau der Anlage darauf geachtet Firmen aus dem näheren Umfeld zu beauftragen. Die Anlagenbetreuung liegt bei Eschenfeldener Bürgern. Damit konnten über spezielle Schulung Arbeitsplätze vor Ort geschaffen werden.
Die Anlage wird mit dem regenerativen Rohstoff Holzpellets betrieben. Diese stammen aus der Region. Zusammen mit der Investitionsvergabe konnte ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der regionalen Wertschöpfung geleistet werden.
Öffentlichkeitsarbeit
Seit Inbetriebnahme fungiert die Anlage als Leuchtturmprojekt der Energiewende. Für den KWK-Arbeitskreis der Metropolregion Nürnberg ist sie beispielgebend und wird als Multiplikator von vielen Interessensgruppen besucht. Der Besucherkreis umspannt dabei – neben der breiten örtlichen Öffentlichkeit – alle politischen Fraktionen, die UmweltBank AG, Interessenten aus anderen Orten und das Fachpublikum der Holzvergasertagung von C.A.R.M.E.N. e.V. im Jahr 2016.
Durch die Gestaltung des Umfelds des Energiegebäudes zusammen mit Maßnahmen der Gemeinde Hirschbach fügt sich das Energiegebäude nun besser ins Ortsbild. Auch die geplante Initiative des Landkreises zur E-Mobilität wird aufgenommen und zwei Ladesäulen für E-Autos aufgestellt. Für die Zukunft ist geplant die Werbewirksamkeit weiter auszubauen. Hierfür sind weiterhin Führungen durch die Anlage, ein Anstrich des Energiegebäudes, ein öffentlicher CO2 Zähler am Gebäude und ein Ausbau der Webpräsenz angedacht.